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mythische Benennung, eine weiße Frau mit flatterndem Haare um, die ein blankgeschliffenes Opfermesser in der Hand trägt.




334.
Von der Stadt Saalfeld.

Saalfeld ist eine sehr alte und weitberühmte Stadt. Ihr Gebiet hatte frühzeitig dichte Bevölkerung durch ein germanisches Culturvolk, wie Gräberfunde an reichen und schönen Schmuckgegenständen des heidnischen Alterthums von Bronce längst dargethan haben. Auch an schönen Sagen ist die Stadt Saalfeld und ihre nächste Umgebung so reich, daß mit ihnen allein ein mäßiges Buch sich füllen ließe Die mythisch-dämonische Welt heidnischer Sage thut sich allenden kund in diesem Gau in dem wilden Jäger, der Perchtha, den Nixen, den Drachen, den Bilbzen, den Holzweibeln und Moosleuten, den Bergwerksgeistern und anderen. Aus der Zeit der Heidenbekehrung werden Bonifacius und Lullus genannt; als Grenzfeste gegen die angrenzenden Sorben und Wenden soll die alte Sorbenburg, vom Volke „der hohe Schwarm“ genannt, deren Ruine noch immer trotzig dasteht, erbaut worden sein. An die Abgrenzung Thüringens gegen die Sorben soll als Wahrzeichen das an der St. Johanniskirche angebrachte Steinbild, das sogenannte Häringsmännchen erinnern, und die Sage läßt diese Kirche just so viel als die Saalbrücke kosten, und letztere nur 3 Heller mehr, läßt auch die beiden Baumeister dieser Bauwerke miteinander wetten, wer das seine zuerst vollende,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)