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geraubten Kelch in jenes Tornister geschoben, als die Klage angebracht wurde. Aber alle Betheuerung der Unschuld half nichts – doch rief der Soldat noch um ein Wunderzeichen den Himmel an. Wenn er unschuldig gerichtet sterbe, solle nie mehr ein Eichbaum grünen und auskommen in diesem Walde. Kaltblütig knüpfte der Dieb des Kelchs den Unschuldigen auf – kaum aber war der Schulze mir dem wiedergewonnenen Kleinod hinweg, so erfaßte die Reue den Dieb und Mörder. Er blieb zurück, als seine Kammeraden weiter zogen, schnitt den unschuldig Gehenkten ab und begrub ihn, und erhenkte sich an seiner Stelle. Der Wald aber starb ab, trug keine Eichen mehr.




341.
Die Schwarza goldreich.

Der schöne Fluß, welcher des Schwarzathales malerische Windungen durchrinnt, hier so klar und ruhig dahin gleitend, daß man die Fische auf den schwarzen Steinen spielen sieht, an anderen Stellen, wie am felssteinernen Wehre, sich brausend und schäumend durch ausgewaschene Schieferblöcke drängt, soll einen an Goldkörnern reichen Sand führen, und steht voran in der Reihe der sieben goldführenden Bäche im Schwarzburgischen Lande. Fremde Manner haben oft zu Knaben gesagt, welche mit den glatten Schwarzasteinen spielten, und sie über die Wasserfläche hinwarfen, daß sie fortzuschlüpfen schienen (welches Spiel man in jener Gegend „fitscheln“ oder „Wasserjungfernschlagen“ nennt): Jungen, ihr werft Steine weg, die mehr werth sind, als eine Kuh! – Einmal

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)