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und tapfern Sachsenhelden gefunden. Der Taufnahme des jüngern Wittekind, welchen man nur den „schwarzen Ritter“ nannte, sei Ludwig gewesen, und zwei zugleich Mitgefangene Söhne desselben, Wittekind und Walperto, seien Karl und Ludwig getauft worden. Karl wurde darauf von seinem Pathen Karl dem Großen zu einem Gaugrafen im Thüringerwalde erhoben, und mit Land von 20 Meilen im Umkreis begabt. Daher stammten die Grafen von Schwarzburg, die später zu den Viergrafen des deutschen Reiches zählten; sie haben sich aber nicht alsobald nach Gründung ihres Stammes nach der späteren Stammburg Swartzinburg genannt und geschrieben. Dieses alte Haus steht längst nicht mehr; an seine Stelle trat ein ungleich jüngeres und schöneres Schloß, das die Gegend schmückt und die Häuser des Ortes „Thal unter Schwarzburg“ und darin die „Männer von Schwarzburg“ beherrscht. Der Weg vom Burgberge hinab zum Flusse heißt der Sachsensteig.

Wittekind, der schwarze Ritter, soll alten Sagen zufolge bei der Erbauung der Schwarzburg ebenso betheiligt gewesen sein, wie bei der Sorbenburg. Seinen Namen überliefert noch ein altes Mauerstück zwischen den Dörfern Hetlingen und Engerda bei Orlamünde, welches die Wittekindsmauer genannt wird. An dieser Stelle soll Wittekind, bevor er in Gefangenschaft gerieth, einen Sieg gegen Karl den Großen erkämpft und über den gefallenen Feinden auf zwei großen Haufen den Leichenbrand haben schüren lassen. Diese Hügel heißen noch heute „die Kummeln“.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/219&oldid=- (Version vom 17.8.2020)