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352.
Der heilige Berg.

Die eine Hälfte der Gemeinde zu Allendorf, am Wege von Schwarzburg nach Königsee, wollte die neu zu erbauende Kirche in der Mitte des Dorfes wissen, die andere Hälfte bestand darauf, daß sie auf einem nahe am Dorfe gelegenen Berge errichtet werde. Letztere setzten ihren Vorschlag durch. Die Baustämme wurden auf den Berg geschafft, und oben zugehauen, aber allnächtlich wurden sie auf unbegreifliche Weise wieder ins Dorf geschafft, Auch aufgestellte Wächter konnten es nicht verhindern; und so erkannte man es als einen Fingerzeig des Himmels, und baute die Kirche ins Thal. Der Berg aber erhielt den Namen! „heiliger Berg.“

Es ist sehr eigen, daß diese Sage so vielfach wiederholend begegnet, wie z. B. zu Altenberga, Schmiedefeld u. a. O.




353.
Der Name von Königsee.

Königsee ist eine Stadt von hohem Alter. Der schwarze Ritter Wittekind, welcher die Schwarzburg erbaute, soll auch Königsee gegründet haben. Den Namen soll sie von einem großen See führen, auf welchem König Siegbert oft gefahren, und auf der Stätte dieses Sees sei die Stadt erbaut worden. Noch liegen in dem Thalkessel ansehnliche Teiche, die auf größere Ausdehnung in früheren Zeiten hindeuten. Anders aber deutet eine Volksüberlieferung die Sage vom Namen des betriebsamen Städtchens aus! Als man einen guten Theil davon fertig gebaut

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)