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herausgekrochen wären und die Gestalt der Soldaten angenommen hätten. Schade, daß solche Kunst verloren gegangen, und nur der Häckerling noch vorhanden, es wäre dieß eine wohlfeile Armee für die, welche immer nach Verringerung des Militairs schreien.




357.
Die kecke Magd.

Es ging einmal eine Magd aus Garsitz in den Wald, um Holz zu holen. Der Weg führte sie am Querlichloche vorbei. Als sie hineinsah, erblickte sie einen goldenen Tisch, worauf viele goldne und silberne Geräthe, auch eine goldne Schüssel voll Perlen standen. Neben dem Tische stand auch ein goldener Stuhl, auf dem ein schlafender Querlich saß. Ein großer schwarzer Hund mit feurigen Augen und auf gesperrtem Rachen wachte dabei. Das Mädchen erschrak zwar sehr, allein sie besann sich, faßte Muth und ging hinein, nahm schnell goldene Messer und Gabeln vom Tische und sprang eiligst davon. Wie sie nun reich geworden war, hat sie bald einen schönen Mann bekommen. Jetzt ist das Querlichloch zu einem Lagerbierkeller eingerichtet worden, und kein Zwerg läßt sich mehr sehen. Sonst hieß die Felshöhle auch die Mönchskapelle, und sollen darin gespenstige Mönche die Hora gesungen haben. Ob aber nicht einmal die Querliche Durst bekommen, wie die zu Angelrode, das ist noch eine Frage.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)