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wollte der Steinmetz, der den Plan zur Kirche entworfen hatte, die Decke der mächtigen Basilika auf lauter Monolithen stützen, welches ein großes und wichtiges Unternehmen war, zu dem sich eine Menge Steinarbeiter und Maurermeister als Gehülfen anboten, um dabei zu lernen. Auf die Bitte ihres Baumeisters betete jedesmal Pauline, sobald eine der Säulen im Steinbruche gehoben wurde, daß dieß ohne Unfall erfolge, und dieß Gebet war so wirksam, daß alle Säulen glücklich gehoben, zur Klosterstätte geschafft, und jede an ihrer Stelle aufgerichtet wurde, bis auf die zwei letzten. Da störte ein Teufelsgespenst die fromme Beterin Pauline in ihrer Andacht, unterbrach und verwirrte sie durch seine schreckliche Erscheinung in ihrem Gebete, und alsobald erfolgte eine Erderschütterung, und die zwei Säulen brachen jede in zwei Stücke. Aber des Steinmetzen Kunst richtete sie dennoch auf und verband sie so gut und so fest, daß sie stete Dauer behielten.




361.
Der betrogene Teufel.

Der Baumeister Paulinzelle’s mochte durch das zerbrechen der zwei letzten Tempelsäulen doch im Vertrauen auf die Kraft von Paulinus Gebet etwas wankend geworden sein, und entschloß sich, um seinen Bau rascher zu fördern, mit dem Teufel einen Pakt zu schließen, daß der ihm helfe. Dafür solle der Teufel, wie dieser sich selbst ausbedingte, die erste Seele erhalten, die in die Kirche, nach deren völliger Vollendung, treten würde. Als es nun so weit war, die Kirche fertig, auch im Innern gereinigt und gesäubert war, und das Fest ihrer Einweihung Statt

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)