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zu trinken, den Inhalt des Hornes auf den trockenen Boden. Und siehe, da sprang eine helle Quelle lebendig hervor, klar und labend, als käme die Fluth aus dem tiefsten Schoos der Erde. Und die Knechte tranken und stillten ihren Durst, und der Mann aus dem Thale staunte und eilte davon, die Kunde seinen Freunden und Bekannten zu bringen. Bald eilten die Thalbewohner erfreut und erstaunt herbei; Winfried predigte ihnen von dem dreieinigen Gott, und taufte sie aus dem neuen Brunnquell, den er ihnen zum Borne des Heils weihte.




368.
Bonifacius-Kirche zu Heilsberg.

Eine andere Sage lautet: Als der heilige Bonifacius mit seinen Gefährten in das Thal unter dem Viehberg gelangte, ließ er sein Pferd auf dem grünen Rasen weiden; das Pferd hatte einen wunden Fuß, scharrte mit demselben, und da entsprang plötzlich eine Quelle, von deren Wasser der Fuß des Rosses augenblicklich heil wurde. Bald bewährte sich des Heilbrunnens wunderwirkende Kraft auch an siechen Menschen, von nah und fern strömten die Bewohner der Gegend herbei, vernahmen die neue Lehre, welche Bonifacius ihnen verkündigte, ließen sich taufen, und siedelten sich dort an. So entstand das Dorf Heilsberg, wo nun Bonifacius eine Kirche begründete, die nach ihm noch heute den Namen führt, so wie die Gemeinde des Ortes das Bild des thüringischen Apostels in ihr Siegel aufnahm. Lange Zeit waren die Bauern von Heilsberg in Erfurt vorzugsweise zollfrei. An der oberen Kirchthüre zu Heilsberg fand sich ein großes

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)