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385.
Die Saalnixen.

Die Stadt Halle an der Saale, in deren Nähe die Trümmer des alten Bergschlosses Giebichenstein noch immer die Gegend schmückt, ist von Alters her berühmt durch ihre reichen Salzquellen, und der dicht an ihr vorbeifließende Saalstrom ist von einer Nixe bewohnt, oder von mehreren. Allgemein geht die Sage, daß auch dort die Saale, wie zu Jena, alljährlich ein Menschenleben zum Opfer fordere, sicherlich Nachhall der Erinnerung an Menschenopfer, die in der Heidenzeit den Gottheiten der Elemente dargebracht wurden. Auch dort die so weit verbreitete Sage von einer Wehmutter, welche bei nächtlicher Weile ein Nichus, daraus später das Wort Nichs, Nix, sich gebildet hat, abrief und abholte, um einer Wöchnerin beizustehen, die unter das Bette der Saale geführt ward, dort ein Nixenweiblein entband, und von demselben gewarnt wurde, von ihrem Manne irgend eine Gabe anzunehmen, vielmehr die schutzkräftigen Kräuter Dosten und Dorant, die jene schon zur Abwehr gegen teuflischen und dämonischen Zauber bei sich trug, wol in Händen zu halten und zu bewahren. Der alte böse Nichus versuchte die Wehmutter auf dem Rückwege mit allerhand, er bot ihr Brod, Geld, Linnen – die Wehmutter wieß alles zurück, und so mußte der Nichus sie wohlbehalten wieder nach Hause zurück geleiten, was ihm bei seinem tückischen Wesen außerordentlich ärgerlich war.




386.
Der Kaiser Friedrich.

Kaum ist, neben der Wartburg, ein thüringisches Bergschloß mehr und schöner von der Sage des Volkes gefeiert,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)