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eine silberne Thüre, an welche der Mönch dreimal klopfte, worauf auch diese alsbald aufsprang, und der Bergmann den alten Barbarossa sitzen sah, mit seinem durch den Steintisch gewachsenen Barte, der bis zu den Füßen hinabreichte. Der Bergmann empfing von dem Mönche zwei Stangen eines unbekannten Metalls, die lange in des ersteren Familie aufbehalten blieben.




392.
Das Rathsfeld und die Rothenburg.

Wenn man vom Kiphäusergipfel nordwärts schreitet, in der Richtung nach der Rothenburg zu, dann aber sich links hält, so kommt man auf eine Fläche, auf der eine Art Jagdschloß steht, das ist das Rathsfeld. Auf dem Rathsfelde soll der dürre Birnbaum stehen, der wieder grünen wird, wann dereinst der alte Kaiser Friedrich aufsteht und aus dem Bergesschooße hervortritt, und an diesen Birnbaum wird er seinen Schild hängen, wenn er die große Siegesschlacht geschlagen hat.

Der gerade Weg vom Kiphäuserthurme führt nach der tiefer liegenden Rothenburg, einst ein stattliches Schloß, schon im 11. Jahrhundert von Grafen von Beichlingen erbaut. In den Trümmern dieser Burg fand man das unförmliche Erzgebilde in Gestalt eines puhstenden Knaben, welches man Püsterich genannt und über welches man erstaunlich viel geschrieben hat. Dieses alte Zeugniß von der Erzgießekunst der frühen Vorfahren hat man lange Zeit für ein deutsches oder slavisches Götzenbild gehalten. Ein deutsches war dasselbe auf keinen Fall, denn die Germanen hatten keine sogenannten Götzen, und folglich auch

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)