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kein Götzenbild, und daß das alte Metallgeräthe slavischen Ursprungs, kann durch nichts bewießen werden. Mit großer Leichtgläubigkeit aber haben deutsche Gelehrte diesem Püstrich in sogenannten deutschen Mythologien eine Stelle als thüringischen Feuergott angewießen.

Vom Rathsfelde und von der Rothenburg geht manche Spuksage. Wildsauen wurden in nächtlicher Weile zahlreich erblickt, die ein Mägdlein lockte, allein wenn ein Jäger nach einer dieser Sauen schoß, zerflossen alle in Luft. Auch an Schätzesagen ist die Rothenburg reich, fast so reich wie die Kiphäuser Burgtrümmer.




393.
Der braune Bühel.

In der Gegend zwischen Nordhausen und dem Eichsfelde, nach Duderstadt zu, begegnet wieder die Riesensage. Dort hebt sich aus der Flur ein zuckerhutförmiger Hügel, einer künstlichen Pyramide gleich, welcher vom Volke der „brune Budel“, soll braune Bühel heißen, genannt wird. Bühel ist Hügel, wenn auch just kein spitzer. Die vornehmen Leute nennen ihn den Riesenhügel. Einst stand auf den Höhen über der „Goldenen Mark“, so heißt die Gegend, in welcher Duderstadt liegt, ein Riese, und das ganze Eichsfeld gefiel ihm sehr wohl, nur drückte ihn etwas im Schuh, was ihm nicht gefiel, da zog er den Schuh aus, und schüttete das drückende, was darin lag, hinab, da war’s das Sandhäuschen, der Bühel, Spöttisch sagen andere: vor Zeiten sei einmal der Himmel gefegt, und der Kehrichtstaub herab in das Eichsfeld geworfen worden, davon sei der braune Bühel entstanden.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)