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stand, und was an den Grabsteinen abgeschlagen war, das ersetzte sich von selbst wieder.




400.
Vom Kloster Memleben.

In friedlich heiterer Gegend liegt das Dorf Memleben hart an der Unstrut, und nahe am Dorfe eine der schönsten thüringischen Klostertrümmer, die gleichen Namen mit dem Dorfe theilt. Von einer großen gewaltigen Zeit zeugen diese großen gewaltigen Gewölbebogen der hohen Basilika, deren Decke jetzt das Gewölbe des Himmels ist. Die deutsche Kaisersage durchweht und durchflüstert mit ihrem Ernst diese stolze Ruine. Kaiser Heinrich I. Gemahlin, Mechtildis, war Memlebens Gründerin; sie räumte dem Benedictinerorden das neue Kloster ein. In diesem Kloster sah der ruhmreiche Gemahl der Gründerin seinen letzten Erdentag. Er kam, bereits zu Bodfelde von einem Schlaganfalle getroffen, von einer Synode zu Erfurt mit geringem Gefolge nach Memleben. Da verlor die Sonne am hellen Himmel ihren Schein, und warf bleiche blutige Strahlen in das Gotteshaus. Ein Berg bei Quedlinburg warf Flammen aus, derselbe Berg, auf dem das Kloster stand, darin Heinrich I. dann beigesetzt wurde. Nach schmerzlichem Abschiede von seinem treuen Ehegemahl verschied der ruhmreiche Hunnensieger, Deutschlands Befreier, am 7. Juli 936.

Und wunderbar, Kaiser Heinrichs großer Sohn, Kaiser Otto I., dem es gelang, Päpste ab- und einzusetzen, die römische Kaiserkrone aufs neue deutschen Herrscherhäuptern zu sichern, der Böhmen beugte und Dänemark niederdrückte,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)