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unter dessen Regierung das Harzgebirge den reichen Segen seiner Berge aufschloß – dieser berühmte Herrscher kam nach dem stillen, kleinen Memleben, von seiner Gemahlin Adelheid und seinem Sohne Otto begleitet, von Merseburg, um nach Quedlinburg zu reisen. In der Nacht sang er mit den Mönchen die Hora in der Klosterkirche, wohnte der Frühmette, dann dem Hochamte bei, theilte Almosen aus an die Armen, verbrachte heiter den Tag und besuchte die Vesper. Da wandelte ihn eine Schwäche an, und kaum war er mit den Sterbesacramenten versehen, so war er an derselben Stätte dem Vater nach gefolgt. Das geschahe am Mittwoch vor dem heiligen Pfingstfeste des Jahres 973. Sein Sohn Otto wurde nach ihm Kaiser. Kaum erkennbar sind noch die alten Kaiserbilder wie Geistergestalten an den Pfeilern der Rundbogen der ehemaligen Klosterkirche sichtbar, Heinrich I. und Mechtilde, Otto I. und Editha und andere.

Noch wird ein altes hölzernes Marienbild mit dem Kinde und einem es krönenden Engel im Klosterhofe zu Memleben aufbewahrt, von welchem mancherlei Sagen gehen. Es läßt sich dasselbe nicht ungestraft beleidigen.




401.
Die lebende Mauer.

Der baulustige Thüringer Graf, den sie später den Springer nannten, weil er aus der Haft vom Giebichensteine bei Halle kühnen Muthes entsprungen war, der die Wartburg baute, und Eisenach erneute, gründete auch das Städtchen Freiburg an der Unstrut, und erbaute auf ziemlicher Berghöhe über demselben die Nuwenburg, oder Neuburg,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)