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die man auch Numburg geschrieben findet, dieselbe, in deren nächster Nähe der umsteinte Edelacker gelegen ist. Doch mag der Ausbau der Neuburg wol durch ihres Begründers Tod unterbrochen sein, und es scheint, daß auch Sohn und Enkel nicht dazu gelangten, das Haus mit einer Ringmauer gleich andern Burgen zu umgeben. Wahrscheinlich bestand dasselbe Anfangs blos aus dem gewaltigen Thurme, wie er noch immer steht, und über dessen Pforte gar ein absonderliches Steinbild, das manche für einen Götzen gehalten haben, angebracht ist. Da nun der zweite Landgraf, welcher der Eiserne genannt wurde, regierte, der des Kaiser Friedrich des Rothbart Schwager war, so kam einstmals der alte Barbarossa vom nahen Kiphäuser, dessen Warte nachbarlich zur Warte der Numburg herübergrüßte, so daß man sich gegenseitig Zeihen geben konnte, zum Besuch auf die Numburg, um die geliebte Schwester Jutta zu besuchen, verwunderte sich aber baß, als er die Burg ohne Ringmauern fand, und beklagte das, und sprach: Schade, daß sie nicht Mauern hat, sie sollte stark und feste sein. Darauf antwortete der Landgraf: Wenn der Burg sonst nichts mangelt, Mauern kann sie bald haben. Und wie bald? – fragte der Rothbart. In dreien Tagen, sprach Ludwig, der Landgraf. – Mit Teufelshülfe vielleicht, mit Gottes Hülfe wär’s unmöglich! entgegnete der Kaiser. Danach gingen sie zu Tische, der Landgraf entbot aber alsbald durch reitende Eilboten durchs ganze Thüringer Land alle seine Vasallen, daß sie eiligst zu ihm nach Freiburg aufbrechen sollten, im besten Schmuck und Glast der Waffen und Wehren, doch mit nur wenig Wappnern, aber jeder mit seinem Bannerfähnlein und dem Wappenschilde.

Und die Geladenen säumten nicht, denn sie kannten

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)