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nahe dem gothaischen Dorfe Liebenstein bricht am Kellerberge eine mächtige Quelle mit starkem Geräusch hervor, und bringt schmackhafte Waldforellen mit. Diese Quelle heißt der Spring und quillt in einem erdfallähnlichen Felsenkessel. Es geht von ihr die allgemeine Sage, daß dieses Wasser der Abfluß der Teufelskreise auf dem Schneekopf sei, und wenn man droben Leinknotten oder Häckerling einschütte, so kämen dieselben hier wieder zu Tage.


420.
Das Götzenthal.

Die Gegend zwischen Plaue und Arnstadt bietet in örtlichen Benennungen eine Menge Anklänge, welche nach einer früheren Zeit, nach der Heidenzeit, unverkennbar hinweisen, und hat auch, mit Ausnahme des lieblichen Thalgrundes, durch welchen sich die Gera schlängelt, durch schroffe und zum Theil ganz unfruchtbare Kalkberge einen seltsamen Ausdruck. — Plaue gegenüber gipfelt sich der Reinsberg empor, darauf noch ein kleiner Mauerrest einer droben gestanden haben sollenden Ritter- und Raubburg, die aber schon außerhalb der urkundlichen Zeit liegt. Hinter Plaue und dem Dorfe Dosdorf, das manche Tossendorf schreiben, ziehen sich tiefe Einschnitte durch die Kalkplatte bis zum hoch gelegenen Dorfe Gossel empor. Der Name Tossendorf läßt die Vermuthung einer Beziehung zu Riesen, gleich jenem Tossenthale bei Eisfeld (s. S. 2) völlig zu, zumal unterm Walperberge noch immer ein Hügel das „Riesengrab“ heißt, und auch die Verjüngung der Riesen zu Rittern fehlt nicht, denn

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)