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zwischen Tossendorf und Arnstadt nahe der Stadt heißt eine stattliche Felswand der Ritterstein. Nahe bei dem Dorfe Gossel, wo einst ein Nonnenkloster gestanden haben soll, und wohin eine Wallfahrt war, stehen oder standen mindestens sieben uralte Steinkreuze in einer Reihe, von einer so hoch alterthümlichen Form, ja fast formlos, daß man dieselben kaum für Kreuze gelten lassen kann. Zwar erzählt die Sage, es seien einst in einer mörderlichen Prügelei auf dieser Höhe sieben Waller erschlagen, und zu deren Andenken die Kreuze gesetzt worden, allein dieß dürfte wohl nur eine prosaische Verjüngerung einer verklungenen älteren Sage sein. Zwischen Gossel und Arnstadt liegt das Dorf Espenfeld und in dessen Nähe senkt sich eine Rinne hinab zum Grunde, die das „Götzenthal“ heißt, und sich in das der Stadt näher liegende „Jonasthal“ verliert. Im Götzenthale spukt es, feurige Gestalten irren in demselben umher, schwere Klumpen fallen auf nächtliche Wanderer und lassen sich weite Strecke Huckepack tragen und das Thal ist so öde und einsam, daß der Wanderer durch dasselbe selten einer menschlichen Seele begegnet. Die Mehrzahl derer, die ein Geschäft nach Arnstadt führt, wählt den Weg über die heitere Höhe, der dann auf die „Alteburg“, und von dieser nach Arnstadt hinabführt.


421.
Die Bölersmännchen.

An einer Felswand, da, wo das Götzenthal und das Jonasthal in einander übergehen, ist ein Bergloch, das zugleich ein Zwergloch ist. Man nennt es das „Bölersloch“;

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/300&oldid=- (Version vom 1.8.2018)