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mit dem Bergmann kam, stieg er vom Rosse ab, hieß dasselbe dem Führer halten, und breitete seinen Mantel auf die Erde. Dann stieg er in die Sumpflache hinab und nahm zu seiner Erfrischung ein kaltes Bad; so wie er in den Sumpf stieg, zischte es und es wallten Dämpfe auf, als wenn ein glühendes Eisen in kaltem Wasser gelöscht würde. Als sich der Rothmantel gehörig abgekühlt hatte, stieg er wieder aus dem Bade, und ließ sich sammt seinem Roß wieder auf die Straße geleiten, dabei gebot er dem Bergmann, er solle seinen Kober voll Laub pflücken und dieses mit nach Hause nehmen, das solle sein Führerlohn sein. Innerlich unzufrieden, aber von Furcht überwältigt, that der Bergmann wie ihm geboten war, und wie er das abpflücken des Laubes vollendet hatte, so war sein Reiter verschwunden. Daheim wartete die Frau mit Scheltworten statt mit der Abendsuppe auf, daß er so spät heim komme, und da sie statt etwas mitgebrachtem an Eßwerk nur das Laub im Kober fand, wurde das häusliche Gewitter gar schwer und drohte mit einschlagen. Das Laub schüttete die erzürnte Frau gleich zum Fenster hinaus auf den Mist. Am andern Morgen that sie ihrem Manne, da er wieder an die Arbeit gehen mußte, ein Stück Brod in den Kober, da hingen noch einige Blättchen von dem Laub im Korbgeflechte, und schimmerten so schön grüngoldig, und waren eitel Dukatengold. Jetzt war es an der Zeit, daß der Mann aufbegehrte, gleich solle die Frau gehen und das weggeworfene Laub wieder holen. Sie eilte schon aus eigenem Antrieb danach, es war aber draußen kein Laub mehr vorhanden, wohl aber in ihres Mannes Hand ein dürrer Stecken – o weh!


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)