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aber in guter Ordnung. Die Maurer gruben am Grunde, aber am andern Morgen war alles wieder zugeworfen, niemand vermochte zu ergründen, von wem? Es ging damit also seltsam her, wie mit dem Bau zu Altenberga, als man die Johanneskirche vom Berggipfel, wo Bonifacius sie begründet hatte, unten hin, an des Berges Fuß bauen wollte. Und so wählte man den heutigen Platz, worauf sich dann der Bau wundersam und gleichsam von selbst förderte, und die Kirche schön und stattlich erbaut ward.




172.
Das Gottesfeld.

Drei Stunden von Schleusingen in der Richtung nach Suhl zu hebt der Adlersberg seinen breiten, kahlen und unfruchtbaren Gipfel. An ihm liegt das Gottesfeld, eine verrufene Stätte, über welche auch im heißesten Sommer die Luft kalt hinstreicht. Eine Stadt lag einst auf dieser aussichtreichen Höhe, reich und schön, und beherrschte rings das Land. Aber die Tugend und die Gottesfurcht wohnten nicht in ihr, und ihre Einwohner waren gottlos und lasterhaft, und forderten durch Missethaten aller Art die Strafe des Himmels so lange heraus, bis er sie traf. Die Stadt versank mit allen ihren Bewohnern, und das Feld, das der Zorn Gottes getroffen, wurde ein großes, weites Grab. Einst wühlte ein wildes Schwein auf dem Berge, und ein Hirte fand an dem Orte, wo dasselbe gewühlt, das Oehr einer großen Glocke dem Boden entragen, warf etwas auf sie, und grub sie dann vollends aus. Darauf wurde die Glocke nach Schleusingen gebracht, und

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)