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Zu Schmiedefeld hat vordessen ein Köhler gelebt, der hieß Christoph Seifert – dem sollen die Schätze bescheert gewesen sein, er hat sie aber nicht gehoben. Auch ein Schloß soll nahe dabei gestanden haben.




177.
Schloß Wespenstein.

Ueber dem Städtchen Gräfenthal, 1 Stunde von Reichmannsdorf erhebt sich auf steilem Thonschieferfelsen unmittelbar über der Kirche das alte Schloß Wespenstein, ein Herrensitz der Reichsmarschalle Grafen von Pappenheim, die für Gräfenthal sehr wohlthätig wirkten, und von denen mehrere in der Kirche Denkmäler erhielten. Ein Theil des Schlosses ist bereits Ruine. Die Sage geht, daß der Erbauer des Wespenstein, der aus dem Schwarzburgischen war, von seinem ganzen Verdienste, als er den Bau vollendet gehabt, nicht mehr von dannen trug, als 21 Groschen. Und um dieser 21 Groschen Willen sei der arme Mann von Räubern, welche Wunders glaubten, wie viel seines Lohnes er mit sich führe, auf dem Walde angefallen und erschlagen worden. Im Mittelalter hieß der Wespenstein nur „das Hus von Grevental.“

Unter dem Bergschlosse sollen ungeheure Gewölbe befindlich sein, und zu Pferdeställen gedient haben, ebenso soll ein unterirdischer Gang vom Schlosse hinab in die Kirche zu Gräfenthal geführt haben, 5 Stollen hoch. Vom Gräfenthaler Kirchthurme, so wird erzählt, wurde einst ein Currentschüler durch die schwingende Glocke aus dem Schallloche, in das er sich aus Uebermuth gestellt – herabgeschleudert,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)