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mit einander, davon lassen sich noch bis heute Spuren finden. Es war aber das alte Haus ein Doppelschloß, und dieß mag wohl Verbindung durch eine schwebende Luftbrücke gehabt haben. Man sagt, daß jenes alte Haus ein Raubnest gewesen sei. Im Jahre 1354 wurde es erstürmt und man fing 13 Räuber. Zwölf davon wurden auf dem obern Markte und zwar da wo jetzt der obere Röhrkasten steht, geköpft, der dreizehnte entsprang. Von der erwähnten Weßnitz, einem Walddistrikte, wird erzählt, daß durch sie hin, durch die Stadt und den Steinmühlengrund hinauf, vor alten Zeiten die Nürnberger Landstraße führte. Auch wird ferner erzählt, daß auf dem Schlosse ein großer Goldschatz, eine ganze Braupfanne voll, verborgen liege. Eine weiße Jungfrau bewacht ihn, die ist mit einem großen Schwert bewehrt. Schatzgräber, die nach dem Goldhort strebten, sind übel weggekommen.




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Der tiefe Brunnen.

Auf dem Schlosse zu Elsterberg ist ein sehr tiefer Brunnen befindlich; als das Schloß noch von den Herren von Lobdaburg, denen Elsterberg einst gehörte, bewohnt wurde, fiel es einem der Diener ein, eine lebende Ente in diesen Brunnen zu werfen, nachdem er dieselbe mit einem rothen Bändchen um den Hals gezeichnet hatte. Und siehe, am andern Tage fand man dieselbe Ente unten tief im Grunde auf der Elster schwimmen, in die sie durch den unterirdischen Kanal, der den Brunnen mit dem Flusse verband, gekommen war. Es soll auch ein Brunnengeist

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)