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in der Tiefe des Gewässers wohnen, und sich bisweilen sehen lassen in Gestalt eines grünen Nix, der die Kinder gerne anlockt und in die Tiefe zieht.

Ganz genau wiederholt sich diese Sage mit der Ente und dem Brunnengeist auf dem gräflichen Schlosse Castell in Franken, nur daß daselbst statt eines Nix, fünf Nixen in dem Brunnen wohnten.[1]




202.
Silberglocken.

Auf der Stadtkirche zu St. Lorenzen in Elsterberg hing ein silbernes Glöckchen, damit läutete man in katholischen Zeiten die Messe ein. Das wurde auch das Gnadenglöcklein geheißen, darum, weil sich der Ablaß so weit erstreckte, als des Glockleins Schall vernommen ward. Da man unter andern auch im Dorfe Bünau das Glöcklein hörte, so gaben die Bünauer Bauern dafür der Geistlichkeit alljährlich ein Fuder Getreide. Nun ist zwar Bünau jetzt nach Dobia eingepfarrt, welches Dorf Bünau ganz nahe liegt, doch ist in Folge jenes Ablasses noch heute üblich, daß es an das Elsterberger Pastorat einen Zehnten leistet. Dabei ist wieder die Bedingung, daß der Pfarrer von Elsterberg diesen Zehnten in eigener Person mit seinem Geschirre abholt, und jedem Kind unter 14 Jahren einen Pfennig mitbringt. Der Elsterberger Ablaß war so berühmt, daß sogar, wie die Sage geht, Bürger von Nürnberg sich auf dem dasigen Kirchhof begraben ließen, um

  1. D. S. B. 809 u. 813.
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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)