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dessen theilhaftig, und desto eher aus dem Fegfeuer erlöst zu werden. Auch haben, so sagt man, Nürnberger Kaufleute das Spital, das unten bei der großen Brücke im sogenannten Spitalgarten stand, erbauen lassen und unterhalten.

Von der mittleren Glocke zu Elsterberg erzählt man für wahr, daß sie zur Hälfte aus Silber bestehe. Ein General, des Namens Bose, nahm im dreißigjährigen Kriege die Stadt Großglogau in Schlesien ein, und entführte von dort nicht nur diese mittlere Glocke, sondern auch die übrigen Kirchenglocken, und schenkte die erstere nach Elsterberg, die andern dem nahen Orte Netschkau. Vergebens forderte später die Bürgerschaft von Großglogau ihre Glocken zurück, und als sie dieselben nicht erhielt, erließ sie ein Gebot, daß weder ein Elsterberger, noch ein Netschkauer ihre Stadt jemals betreten solle.




203.
Das Beil des Zimmergesellen.

Im Flecken Reichenbach, in der Nähe von Elsterberg und Greiz, wurde einst ein neues Haus gerichtet. Die Gesellen arbeiteten wacker, der Bauherr spendete Bier und Branntwein vollauf, der Dachstuhl war schon fast ganz in die Höhe und der Spruchsprecher stand schon mit dem Bänderstrauß bereit, den er auf den Giebel stecken wollte. Da geschah es, daß ein anderer Geselle, eben als er den letzten Schlag mit dem Axtrücken auf den Pflock thun wollte, der die Giebelbalken verbindet, das Gleichgewicht verlor, schwankte und sich nicht halten konnte, sondern

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)