Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/80

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
205.
Holzweibel um Greiz.

Auf der Hohenwieß unweit der Centmühle ließen sich oft Holzweibel sehen. Sie unterhielten sich gern mit den nach Greiz fahrenden Schubkärnern und Marktleuten, und erkundigten sich besonders nach deren Geschäften. Ein Schubkärner, darüber verdrießlich, fertigte ein solches Holzweibel sehr kurz ab, mußte dieß jedoch sehr hart büßen, indem er am dritten Tage danach starb.

In der Sorgenflur im Holze bei der Tringer Schäferei kamen sie oft zu den Holzmachern und erkundigten sich, was diese täglich zu Hause äßen. Als sie hörten, daß vorzüglich von Brod und Klösen die Rede war, entgegneten die Holzweibel: So lange die Leute die Brode in den Backofen und die Klöse in die Töpfe zählen, wird keine gute Zeit werden.

An der Grenze zwischen Waltersdorf und Kleinweinsdorf giebt es mehrere kleine Teiche, welche mit Gebüschen umgeben sind. Hier hielten sich die Holzweibel oft auf und wuschen ihre Kleider. Nahte sich Jemand, so entflohen sie schnell in ein Versteck.

Im Pöllnitzer Walde gab es sehr zahlreiche Holzweibel, welche man durch drei Kreuze erlöste, die man auf die Stöcke mit größter Geschwindigkeit, während die Bäume gefällt wurden, einhieb.

Ein kürzlich verstorbener Remptendorfer erzählte: Er habe in seinem Holze nach einander drei Holzweibel gesehen. Sie seien drei Fuß hoch gewesen und haben graue Gesichter gehabt und graue Kleidung. Einmal habe er in seinem Holze eine alte Eiche gefallt, da sei bald darauf ein Holzweibel

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)