Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/83

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie ungestört ihres Wegs ziehen und drückte sich schweigend an ihnen vorüber.

Auf der Wilden-Taube wohnte ein Bader, an dessen Fenster klopfte es eines Abends und war Jemand draußen, dessen Gestalt er nicht recht erkennen konnte. Dringend bat ihn dasjenige und mit seiner Stimme, mitzugehen, da seine Hülfe Noth thue, und so verließ der Bader sein Haus. Als er nun der Gestalt näher kam, war’s ein kleines graues Holzmännel, das in der Hand eine Gerte trug. Da grauste dem Bader und wollte nicht gehen, das Holzmännel aber bat gar flehentlich und sagte, sein Weiblein habe den Arm gebrochen. Es werde ihm nichts geschehen. So ging er denn mit und wurde in die Schlee geführt und in das Hüttchen der Holzleute, und da richtete er des Holzweibels zerbrochnen Arm ein und schiente ihn. Dreimal holte ihn noch das Holzmännel ab zum Verband, und brachte ihn immer auf gutem Wege wieder nach Hause. Beim letzten Gang bezahlte es den Bader so, daß er zufrieden war, nämlich mit fünf alten Thalern. Hernach hat der Bader aus Neugier am Tage die Holzleute besuchen wollen, allein vergebens mühte er sich, den Waldweg wieder zu sinden, den er des Abends geführt worden war. Er fand ihn nimmermehr.




208.
Der Mönch.

Ein Mönch von Teichwolframsdorf ging oft in die Krellenschenke zu Bier und spielte nicht selten Karten. Einst gewann er von einem andern Gaste ansehnliche

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)