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glauben, zu den Heidenzeiten eine Gottheit verehrt wurde. Die Benennung schien mindestens früheren Sagenfreunden ganz slavisch-mythisch anzuklingen, erinnerte sie an Lel und Polel, den Liebes- und Ehegott der Böhmen und Mähren, an Lela der Russen, und selbst an den zweifelhaften Lollus der Franken. Es ist aber nichts mit solchem mythologischen Gediftel, das blind im Irrgarten der Vermuthung umhertastet. Das Lel ist die Verkleinerungsform von Lohe, Löhlein, kleine Sumpfwiese. In diesem Lele nun, als auch in dessen Nähe, auf der sogenannten faulen Wiese, und der auf der Höhe vorbeiführenden Straße, die Allee genannt, führte ein Wanderding die Reisenden irre, und oft so im Kreise herum, daß sie oft wieder an die alte Stelle kamen, und kaum einen Ausweg fanden. Manchen der oft durch die ganze Nacht Irregeführten ist es dabei vorgekommen, als führe etwas wie mit einer Radwelle neben ihnen rauschend und wehend her.




216.
Schloß Trifels und der Kreuzstein.

Zu Berga stand vor Zeiten ein altes Schloß Trifels oder Dreifels mit einem sehr hohen Wartthurm, dessen Mauer 6–8 Ellen dick gewesen sein soll, darin sich das Verließ befand. Da man das neue Schloß erbaute, wurde dieser Thurm mit weggerissen, und seine Steine wurden zum Neubau benutzt. Als das alte Schloß Trifels einmal von einem Feind belagert und mit Pfeilen beschossen wurde, wehrten sich die Bewohner wacker, und tödeten den feindlichen Anführer, der auf einem weißen Schimmel ritt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)