Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/90

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieser wurde in der Flur begraben, und ihm jener merkwürdige Stein errichtet, den man noch heute bei Albersdorf sieht, und den Kreuzstein nennt. Dieser Oberbefehlshaber spukt noch und läßt sich sehen auf seinem Schimmel reitend und ohne Kopf auf der Mühlstraße, und sieht immer nach der Stelle, wo das alte Schloß und der Wartthurm steht.

Auch dieser Schimmelreiter scheint eine Gestalt verjüngter Sage zu sein, und deutet nach dem schimmelreitenden Wode nordischer und schwäbischer Sagen hin.




217.
Geister im Schlosse Berga.

Auch in dem neuen Schlosse zu Berga treibt mancherlei Geisterspuk sein Wesen. In dem alten Hintergebäude, im zweiten Stock, wo die Gesindestube befindlich, ist neben dieser Stube ein Gewölbe, daraus hat man sonst zum öftern einen Geist treten sehen, in Gestalt einer weißen Frau mit einem Schlüsselbunde. Dieser Geist erschien zumeist um Mitternacht und durchwandelte die Stube, ohne aber Jemanden, außer dem Schreck, den die Leute von seinem Anblick hatten, zu schädigen. Viele alte Leute haben diese Gespensterfrau wandeln sehen.

Auch hört man von einem Kobold im Schlosse zu Berga erzählen, der lange dort sein Gaukelspiel gehabt.

Sein liebster Aufenthalt war im Backhause. Er neckte Knechte und Mägde gern, und warf die Drescher, wenn sie Abends dort vorbei und nach Hause gingen. Ein Jäger, Namens Winterstein, hat vielfach von dem Kobold

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)