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jetzigen Schieferbruchs an der Elster, wo vordem ein altes, jetzt längst eingegangenes Hammerwerk gestanden. Da habe er plötzlich mitten über seinen Weg einen dunkeln Mann, der kein andrer gewesen, als der wilde Jäger, ein graues Netz ziehen sehen, und sei dem Netze so nahe gewesen, daß er dasselbe mit der vorausgestreckten Hand ergriffen. Er erschrack, fürchtete sich, trat leise zurück, und verkroch sich in die oberhalb des Wegs befindliche Felskluft, welche man die alte Kanzel nennt. Dort blieb er harrend versteckt, bis die Berga’er Uhr die Mitternachsstunde ganz ausgeschlagen, deren Schall er gut hören konnte. Bis diese schlug vernahm der Versteckte in der Ferne viele grobe und klare Hundestimmen, mit dem Glockenschlage aber war alles still, und er hob sich eilig seines Wegs von dannen. Nichts hielt ihn auf, und kein Netz war mehr zu sehen.




221.
Der Sack voll Wildpret.

Im Dorfe Wernsdorf unter Berga diente in einem Bauerngute, welches ein gewisser Arnold sonst besessen, vor Zeiten ein Knecht. Als derselbe einstmals zur Frohne auf dem Schlosse Berga gewesen war, und des Nachts wieder zurück und heimfuhr, traf er in der sogenannten Kirchgasse zu Wernsdorf, auf einem Orte, wo eine dreifache Fichte stand, den wilden Jäger, der allda jagte. Der Knecht forderte im Uebermuthe den wilden Jäger auf, in dem er sagte: Du, schieß mir auch ein Stück Wild mit! Da geschah gleich ein Knall, und es fiel etwas schwer aus

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)