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der Luft herab auf den Wagen des Knechts, und das war ein Sack voll Fleisch. Zugleich ließ sich des wilden Jägers grölzende Stimme hören: Da hast Du einen Sack voll Luder! – Dieses Fleisch warf nun zwar der Knecht gleich wieder vom Wagen, aber konnte es nicht wieder los werden, sondern es kam immer wieder zurück und folgte ihm nach in das Schloß. Da ging der Knecht zu seinem Beichtvater, dem Kaplan zu Berga, klagte ihm seine Noth und fragte ihn, was zu thun sei. Der Kaplan gab den Rath, der Knecht solle sich von dem wilden Jäger nur Salz ausbitten. Dieß that der Knecht, der wilde Jäger aber, da er nicht willfahren konnte, holte sein Fleisch wieder. Das Salz ist heilig, und über dasselbe haben die Spukgeister keine Macht.




222.
Der Nixenstein.

In dem Dorfe Wolfsgeferth am Elsterfluß steht ein bedeutender Felsen, welcher der Nixenstein genannt wird. An demselben ist in der Elster eine Tiefe, wo sich Nixen aufhielten und daselbst ihr Wesen auf verschiedene Art trieben. Wenn in dem zunächst der Elster gegenüber liegenden Dorfe Meilitz Tanz gehalten wurde, kamen die Nixen unter die Tanzenden und tanzten mit den jungen Burschen. Von alten Leuten kann man dort noch heute hören, daß ein alter aus dem Dorfe Großdrachsdorf gebürtig gewesener Einwohner, mit Namen Friedrich, vor Zeiten als Bauernknecht in dem Dorfe Untiz unfern Meilitz diente, und vielmal erzählt hat, selbst mit einer solchen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)