1380 erhoben die Knochenhauer einen schädlichen Zwist mit Einem Rath der Stadt Lübeck, und begehrten große und ansehnliche Freiheiten in Bezug auf ihre Litte; die ihnen doch nicht wohl konnten gestattet werden, weil der Stadt Nahrung dadurch merklich bekümmert wäre. Als man ihnen dieß glimpflich vorstellte, wurden sie patzig, zogen auch die Becker und viele von dem gemeinen Mann an sich, und rathschlagten in der S. Katharinen-Kirche, wie das Regiment in dieser Stadt nach ihrem Sinne zu bestellen wäre. Nun legten sich die Kaufherren und Stadtjunker dazwischen, und gingen in der Kirche, wo der Rath auf einer, die Knochenhauer und ihre Verwandte auf der andern Seite standen, von einem Theil zum andern. Endlich war der Zank so weit ausgeglichen, daß beide Theile zufrieden waren. Da aber verlangten die Knochenhauer Eines Rathes Gunst und Verwilligung zu ewigem Gedächtniß unter der Stadt Insiegel: hingegen ließ sich Ein Rath bedünken: es wäre genug, daß es in der Stadt Buch verzeichnet würde; und gelobte solches an. Da begann ein großes Schnarchen und Schnauben, so daß der Handel unvertragen blieb.
Die Knochenhauer aber und ihre Verwandte liefen in Eil nach Hause, nahmen ihre Harnische und langen Spieße von der Wand, und wollten damit einen Tumult
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/151&oldid=- (Version vom 1.8.2018)