Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/39

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Schild vor; endlich aber ward ihm der Arm lahm, und Herr Antonius hieb den samt dem Schilde ab. Da rief der König: es sei genug. Der Deutsche aber, obgleich er sieghaft und herrlich aus den Schranken geleitet ward, hat doch den Buben nicht getraut und seinen gnädigen Abschied begehrt. Darauf hat ihm der König ein Gnadenwappen zu immerwährender Gedächtniß gegeben, nämlich: einen güldnen Leuenkopf in blauem Felde, doch so, daß die Schnauze, so weit sie abgehauen, blutroth mit weißen Zähnen zu sehn war; auf den Helm aber hat er zwei Pferdefüße gesetzt, um deren einen das englische Gnadenzeichen, ein güldner Riem oder Gürtel. Dann hat er ihn ziehen lassen.

Diese Vorraden, wiewohl sie der Stadt Lübeck redlich und wohl gedient an die zweihundert Jahre, haben zuletzt doch ein jämmerlich Ende genommen. Dieß ist so zugegangen. Herr Tidemann Vorrad, der 1385 verstorben, verließ zwei Söhne. Von diesen hat der eine seines Vaters Landgüter mehrere Jahre aufs beste verwaltet; der andere aber ist in die Welt gezogen und hat sich etliche Zeit etwas versucht. Wie nun der erste sich zu Lübeck verheirathen und sein Verlöbniß um etwa 6 Uhr Abends anstellen wollen: siehe, da kommt eine Stunde zuvor der andere aus fremden Landen, und wird mit höchster Freude von Mutter und Bruder empfangen. Während sie nun von allem, was sich verlaufen, reden, stellen sich die geladenen

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)