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Aus dem Gouvernement in Metz überbrachte heute in meiner Gegenwart eine Ordonnanz aus einem Orte in der Woevre einen Brief, der nachstehend in Abschrift, selbstverständlich unter Weglassung von Ort, Namen und Bezeichnung des Truppenverbandes, veröffentlicht sei. Er lautet:

V . . ., 18. Nov. 1914

Ein Notschrei findet vielleicht bei Ihnen ein Ohr. In Etain liegen im Gebiete unserer Division unschätzbare Kunstschätze. Sie befinden sich in dem Hause eines Notars, der Sammler gewesen ist. Vor allem soll die Bibliothek sehr wertvoll sein und auch einige Porzellangegenstände. Das Haus ist zerschossen, der Regen vernichtet alles. Kann das nicht durch das Metzer Museum dem Besitzer und der Menschheit gerettet werden?

Vielleicht können Sie das veranlassen. Ich bitte um Nachricht, wenn Sie etwas abholen lassen und werde dann zur Stelle sein.

Ihr sehr ergebener

F . . ., Hauptmann im Stabe der . . . R. D.

Die zuständige Abteilung des Gouvernements Metz wird das Nötige veranlassen, damit dem Notschrei Folge gegeben wird. Wir können beifügen, daß auf Anregung eines Offiziers des zuständigen Divisionskommandos schon vor einiger Zeit das Gemeindearchiv von Etain mit alten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)