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stand in spanischer Sprache zu lesen: Orelio Antonio I., Araukania.

Ein Orden?! Araukania?!

Nun, das Ding war mir gleichgültig. Wer konnte wissen, wo der rotbraune Kerl es gestohlen hatte, dem Freund Coy nun nachsetzte.

Coy – wo blieb er?!

Elf Uhr bereits!

Ich warf neues Holz in das Feuer … Die Scheite knallten. Braanken schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung.

Ich nahm die Repetierbüchse und ging ein paar Schritt in die Steppe hinaus. Der Mond schwamm als heller Fleck hinter leichtem Gewölk. Es war ziemlich finster. Ein paar Schatten huschten blitzschnell davon: Wildhunde, hier noch so zahlreich wie die Gürteltiere und die kleinen Strauße.

Um mich her war die Stille und die erhabene Weite eines Landes, das sich keine Sorgen wegen Übervölkerung zu machen braucht. Links grüßten die Gletscher[1] und Schneefelder der Kordillerenhöhen, rechts die Wellenlinien der endlosen, hier schon so grasarmen Pampas. Gelbbraune dürre Gräser säuselten im leichten Nachtwinde, und das leise Pfeifen von Erdmäusen mischte sich in das schrille Zirpen der großen Grashüpfer, die auch Coy als Delikatesse schätzte, genau wie die Neger in Kapland. Man stößt doch überall auf verwandte Züge des vielgestaltigen Herdentieres Mensch.

Solche Nächte, wie die heutige, haben mich stets in die andachtsvolle Stimmung eines gläubigen Kirchenbesuchers versetzt. Ich sage „heutige“, und doch sind seit jener Nacht, die ich unweit des Huar-Berges verlebte, Monate verstrichen. Ich habe keine Eile, meine Erinnerungen zu Papier

  1. Vorlage: lGetscher
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)