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empor. Ich schritt darauf zu. Kam zum Eingang des Felsenrunds. Am Feuer saß Coy und betrachtete eine brozelnde Pampashirschkeule mit liebevollen Blicken. Im Hintergrunde zwei Pferde und der schlafende Braanken.

Coys feines Ohr: er schaute auf, winkte mir sofort zu – deutete auf den Schläfer …

Ich trat näher …

Coy gab mir schweigend die Hand, schnitt von der Keule Streifen ab, und ich hockte schweigend neben ihm und aß … fraß …




5. Kapitel.
Sandschrift.

Coy wäre ein Studienobjekt für meine berühmte Landsmännin, die als Schriftstellerin die Seelen mit der Pinzette zerfasert und jedes Fäserchen dem Leser klar beleuchtet vor Augen führt.

Coy ist heute so, morgen so. Selbst die Grundmerkmale seines werten Ichs verschieben sich. Er, der Redselige, kann unheimlich verschlossen sein. Heute belehrte mich meines Freundes finstere Miene, daß ihm irgend etwas ganz grob wider den Strich gegangen. Er fragte nichts, er sagte nichts, er sog an seiner selbstgeschnitzten Pfeife, feinstes Buchenholz, über Reisigqualm gelb gefärbt wie Bernstein. Er rauchte und spuckte geräuschlos in die Glut. Ich beobachtete ihn. Sein Profil war mir so interessant, ebenso die kleinen zierlichen Ohren und die gleichfalls für einen angeblich

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)