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Aber auch er hatte eine zu feine Nase, obwohl man den Vögeln zumeist den Geruchssinn abspricht. Sehen konnte er mich unmöglich. Denn mein Sanddiwan inmitten eines halb verwehten Dornendickichts dreißig Meter vom Westrande jener Schlucht entfernt, war von allzu dichten stachligen Vorhängen umgeben.

Köstliche Nacht … Eine von vielen … Köstlich dieses Genießen der unberührten Natur mit ihren kleinen und großen Geheimnissen. Die Luft so rein, so merklich geschwängert mit dem Salzhauch des Pazifik trotz der trennenden Andenkette. Und droben, wo der Berge dunkle Konturen kühn in das Firmament hineingriffen, wo die Schneegefilde und Gletscher im Mondlicht bläulich-weiß schimmerten, – droben über dem Kordillerenkamm hing eine einzelne lichte Wolke wie eine Zauberinsel im Meer der Unendlichkeit. Sie zog langsam gen Osten, den Atlantischen Ozean zu begrüßen, änderte ihre Gestalt, reckte sich länger, reichte der Mondsichel eine ausgestreckte Hand …

Ich habe viele Nächte durchwacht, nur weil ich sie genießen wollte … Mit kindlich reinem Herzen, mit der echten Freude des Naturschwärmers … In den Bergen Sumatras schaukelte meine Hängematte im Schatten ungeheurer Urwaldriesen, und fliegende Hunde schwebten über mir von Ast zu Ast, machten Jagd auf herrlich glühende daumengroße Leuchtkäfer … In den nordischen Wäldern meiner Heimat sah ich das Nordlicht aufflammen, sah hungernde Renntierherden mit wunden Läufen durch hartkrustigen Schnee stampfen, und das Klappern ihrer Schalen war

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)