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Kungsgatan in Stockholm entlanggeht und dem plötzlich ein Ziegelstein auf den tadellos blanken Zylinder fällt. Hier freilich war der Zylinder mein Filzhut, Fabrikmarke Valdivia, Verkäufer Sennor Gonzales in Skyring, Besitzer des Weltkaufhauses Gonzales und Kompagnie, – der andere gerissene Gauner war sein Herr Sohn Pedro, ein ganz übles Früchtchen, der eifrigst dafür sorgte, daß die Tehuelchenhorden der Umgegend auch mal Mischlinge von ihren Töchtern ernten konnten … – Und der Ziegelstein – ja, der hatte in diesem Falle Flügel, Spannweite drei Meter, und Krallen und einen Hakenschnabel.

Ob’s das Condorweibchen oder -männchen war, das mir böse Absichten auf das Nest und die Jungen zutraute und deshalb wie ein Wüterich auf mich niederstieß, kann ich nicht sagen, denn bei Vögeln ist die Geschlechtsbestimmung in der Eile nicht so ganz einfach.

Der Condor meinte es verflucht ernst. Als ich das Rauschen über mir hörte und sofort das Richtige vermutete, den Kopf einzog und mich rasch nach vorn zu Boden warf, war’s schon zu spät. Noch im Fallen schlug mir der Condor die Fänge in meinen schönen einst braun gewesenen breitrandigen Kalabreser …

Und ich – hatte auch schon das Messer heraus, flach schräg nach oben … traf auch, aber offenbar schlecht. Jedenfalls wurde ich meinen Zylinder damals endgültig los. Wir haben ihn nie wiedergefunden. Der Condor nahm ihn mit, hielt ihn vielleicht für eine besondere Art von Beute, flog davon und ließ sich auf einem nahen Berggipfel nieder. Das beobachtete ich noch. Und das

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)