Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Verfall schützen wollten, dem er schnell entgegen ging. Das Götzenbild selbst war nur ein grotesk geformter Block Holz, zu der Gestalt eines großen nackten Mannes geschnitzt, mit den Armen über dem Kopf, weit aufgerissenen Kinnbacken und ungestalten krummen Beinen. Es war sehr verfallen. Der untere Theil desselben war mit hellem, seidenartigen Moose überzogen. Büschel von Gras sprossen aus dem großen Munde und aus den Rissen des Kopfes und der Arme. Alle Theile der Gestalt waren entweder zerschlagen oder verfault. Die Nase war fort und der ganze Kopf sah aus, als hätte die hölzerne Gottheit, aus Verzweiflung über die Vernachlässigung, versucht, sich das Gehirn an den umstehenden Bäumen zu zerschmettern.
Ich trat näher, um diesen sonderbaren Gegenstand des Götzendienstes genauer zu untersuchen, blieb aber aus Rücksicht auf die religiösen Vorurtheile meines Dieners in einer Entfernung von zwei bis drei Schritten ehrfurchtsvoll stehen. Sobald aber Kory-Kory bemerkte, daß ich in meiner wissenschaftlichen Untersuchungslaune sei, sprang er zu meinem Erstaunen zu dem Götzen hin, stieß ihn von den Steinen, auf denen er ruhte, fort, und versuchte ihn auf die Beine zu stellen. Aber die Gottheit hatte den Gebrauch der Beine ganz verloren, und als Kory-Kory versuchte sie zu unterstützen, indem er einen Stock zwischen das Bild und den Pi-Pi
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)