Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
|
am Dachrücken, es sind nur zwei Lagen von Matten auf dem Lager, und die Kalebassen und andern Gefäße sind weder so zahlreich, noch so geschmackvoll geschnitzt und gefärbt; aber Ruaruga’s Haus ist, wenn auch nicht so hübsch, doch jedenfalls eben so bequem wie Marheyo’s, und ich denke, wenn er wünschte, mit dem Hause seines Nachbars zu wetteifern, so würde er es ohne viele Mühe thun können. Dieses war der ganze sichtliche Unterschied in der Wohlhäbigkeit der Bewohner von Typie.
Die Civilisation umfaßt nicht alle Tugenden der Menschheit: sie hat nicht einmal ihren vollen Antheil derselben; sie blühen häufiger und erreichen größere Stärke unter vielen der barbarischen Völker. Die Gastfreundschaft des wilden Arabers, der Muth des nordamerikanischen Indianers und die treue Freundschaft einiger der polynesischen Stämme übertreffen bei Weitem ähnliche Regungen des Gefühls bei den gebildeten Völkern Europas; wenn Wahrheit und Gerechtigkeit und die bessern Regungen unseres Charakters nicht bestehen können, ohne durch ein Gesetzbuch erzwungen zu werden, wie können wir uns die gesellschaftliche Lage der Typies erklären? So rein und erhaben waren sie in allen Verhältnissen des Lebens, daß ich, obgleich ich ihr Thal mit den allerirrigsten Ansichten von ihrem Charakter betrat, bald erstaunt ausrufen mußte: „Sind dieses die blutdürstigen Wilden, die wüthenden Cannibalen, von denen ich
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)