Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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sich mit Blitzesschnelle nach allen Seiten zur großen Freude des Mehevi und der Häuptlinge.
Die edle Kunst der Selbstvertheidigung schien von ihnen als eine den Weißen eigenthümliche Gabe betrachtet zu werden und ich bezweifle nicht einen Augenblick, daß sie sich einbildeten, die Armeen von Europa seien ausschließlich mit eisernen Fäusten und kühnen Herzen bewaffnet, mit welchen sie in Colonnen vorrückten und auf Commando aufeinander losarbeiteten.
Eines Tages, als ich mit Kory-Kory nach dem Strom gegangen war, um zu baden, bemerkte ich ein Weib, welches mitten im Strom auf einen Felsen saß und mit dem lebhaftesten Interesse die Sprünge eines Geschöpfes betrachtete, das ich von Weitem für eine große Art von Frosch hielt, welcher nahe bei ihr im Wasser spielte. Durch die Neuheit des Anblicks angezogen, watete ich nach dem Ort, wo sie saß und konnte kaum meinen Sinnen trauen, als ich ein kleines Kind erblickte, dessen Geburt noch nicht vier Tage her sein konnte, und welches umherruderte, als sei es eben zur Oberfläche gestiegen, nachdem es in der Tiefe sein Dasein empfangen. Zuweilen reichte die entzückte Mutter dem Kinde eine Hand hin, wenn es mit einem leisen Schrei seine kleinen Glieder anstrengte, um den Felsen zu erreichen und im nächsten Augenblick lag es am Busen der
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)