Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Mutter. Dieses wiederholte sie oft und das Kind blieb etwa eine Minute zur Zeit im Wasser; ein paarmal machte es sehr böse Gesichter, wenn es einen Mund voll Wasser verschluckt hatte, und hustete, als ob es dem Ersticken nahe sei. Dann aber faßte die Mutter es gleich und veranlaßte es, durch ein Verfahren, welches ich nicht beschreiben kann, die Flüssigkeit wieder auszuwerfen. Einige Wochen lang beobachtete ich diese Mutter, die regelmäßig in der Kühle des Morgens und des Abends ihr Kind nach dem Strome trug und ihm das Vergnügen eines Bades verschaffte. Kein Wunder, wenn die Südsee-Insulaner so amphibienartige Geschöpfe sind, wenn sie auf diese Weise mit dem Wasser vertraut werden, sobald sie das Licht erblicken. Ich bin überzeugt, daß das Schwimmen dem Menschen so angeboren ist, wie der Ente, und doch wie viele Individuen mit gesunden Körpern sterben unter civilisirten Völkern wie ertrunkene Kätzchen bei dem geringsten und allergewöhnlichsten Unfall!
Die langen, reichen, glänzenden Haare der Mädchen von Typie erregten oft meine Bewunderung. Ein schöner Haarwuchs ist die Freude eines jeden weiblichen Herzens. Ob es gegen den Willen der Vorsehung auf dem Scheitel zusammengewunden wird, wie ein Knäuel Tau auf einem Schiffsdeck, ob es hinter die Ohren zurückgestrichen wird,
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/199&oldid=- (Version vom 1.8.2018)