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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

herab und fällt endlich in dicken, langgezogenen Tropfen in ein natürliches Steinbecken, das mit Rasen und thauigen, veilchenfarbenen kleinen Blümchen eingefaßt ist, die so frisch und duftig sind, wie die ewige Feuchtigkeit sie nur machen kann.

Dieses Wasser steht in hoher Achtung bei den Insulanern, von denen einige es sowol für ein angenehmes, als für ein heilkräftiges Getränk halten; sie holen es in Kalebassen von dem Berge und bewahren es unter Laubhaufen an schattigen Plätzen, nahe bei ihren Häusern. Der alte Marheyo hatte eine große Vorliebe für das Wasser dieser Quelle. Er schleppte sehr häufig eine ungeheure Kalebasse, von etwa zwanzig Flaschen Inhalt, nach dem Berge und brachte sie, athemlos von der Anstrengung, mit seinem Lieblingsgetränk gefüllt zurück.

Dies Wasser schmeckte wie eine Auflösung von einem Dutzend unangenehmer Sachen, und war ekelhaft genug, um seinen Besitzer zum reichen Manne zu machen, wenn die Heilquelle in einem civilisirten Lande gelegen hätte.

Da ich kein Chemiker bin, kann ich keine wissenschaftliche Analyse der Bestandtheile des Wassers geben. Alles, was ich darüber weiß, ist, daß ich eines Tages den alten Marheyo das Letzte aus seiner Kalebasse ausgießen sah und dabei einen kiesartigen Bodensatz bemerkte, der unserm gewöhnlichen Sande sehr ähnlich war. Ob dieser Bodensatz

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)