Seite:Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 6, 5).pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Diverse: Miscellaneen

Hand, und brachte ihre Sele durch eine bündige Rede vom Vertrauen auf Gott in eine andere Stimmung. „Es seyen nun nur noch wenige Gebete übrig, wodurch sie endlich von ihrem bösen Gaste befreyet werden würde: ob sie wünsche daß ihr geholfen werden möchte; und ob sie, wenn ihr wirklich geholfen sey, wieder arbeiten wolle.“ Als sie alles in vollem Ernste bejahete, wurden noch einige Gebete gebetet, und dann nahm sie der Eschenbacher Caplan abermahl bey der Hand, betheuerte ihr, der Geist habe sie nun verlassen, sie sey völlig frey, sie solle nur, um sich davon zu überzeugen, selbst Weihwasser nehmen, solle die Stole, Kerzen, Amuleten und Ablaßpfennige selbst berühren. Beherzt trat sie hinzu und berührte mit freudestrahlenden Augen alles dasjenige, wovor sie erst vor einigen Minuten zurück gebebet war, zur innigen Freude ihrer Anverwandten, aber zu Amlers Ärger, der den Teufel etwa mit Hinterlassung eines höllischen Gestankes à la Cochem abfahren zu sehen wünschte. Nun führte man sie vor den hohen Altar, und verrichtete ein Dankgebet für die so eben erhaltene Gnade, welches sie mit so vielen Zeichen der innerlichen Gemüthsruhe und heiligen Inbrunst durchaus selbst mitbetete, daß jeder Zuschauer auf das innigste gerühret wurde. Drauf brachte man sie wieder zurück in das Pfarrhaus, wo sie unter wiederhohlten Trostgründen, Ermahnungen, zur Arbeit zu gehen, und wegen ihrer durch die vom Teufel ausgestandenen Plagen (man benahm ihr weislich den Irthum niemahl) geschwächten Gesundheit bey einem geschickten Arzt Rath zu hohlen, mehrere Glaser Bier austrank, und von da äusserst munter und zufrieden mit ihren Anverwandten und Amlern wieder in das Wirthshaus zurück kehrte.

.

 Allein da nun die Unglückliche doch noch nicht völlig geheilet, dabey dem fanatischen Amler fast allein überlassen war, so wendete sich auch das Blättchen gleich wieder. Dieser, der, wie schon

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 6. Raw, Nürnberg 1793, Seite 637. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_6,_5).pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)