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Seite:OABacknang.djvu/232

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gering und besteht bei den Wohlhabenderen neben Wohnung und gewerblicher Einrichtung hauptsächlich in einigen Morgen Wiesen und Baumgärten. Die begütertsten Einwohner der Parzellen besitzen 150 Morgen Güter und mehr, darunter etwa die Hälfte Wald, das andere sind Äcker, ein- bis zweimähdige Wiesen, Baumgärten und Weiden. Der Mittelmann besitzt 40–50 Morgen in demselben Verhältniß, die ärmere Klasse entweder nichts als eine Wohnung oder einige Viertel schlechter Äcker, und nährt sich von Holzmachen, Taglohnen und Weben. Gemeindeunterstützung erhalten in der Stadt 60–70, in den Parzellen gegen 300 Personen.

Die bäuerlichen Hofgüter (Höfe) gehen fast immer vom Vater auf den erstgeborenen Sohn oder aus eines, selten auf mehrere der Kinder, in diesem Falle getheilt, über. Bei solchen „Kindskäufen“ erscheinen die Preise der Morgenzahl gegenüber äußerst gering, erreichen oft nur die Hälfte des eigentlichen Werthes, aber die abtretenden Eltern behalten sich ein lebenslängliches Ausgeding an Früchten und andern Naturalien, sowie das Wohnungsrecht vor, was sehr oft den Mindererlös nahezu aufwiegt, aber nicht selten zu Streitigkeiten und Feindschaften zwischen Alten und Jungen führt.

Die Bürger der Stadt besitzen Äcker in nicht bedeutender Zahl auf den Nachbarmarkungen von Hausen und Siegelsberg, dagegen die vermöglicheren Bürger fast sämtlicher Parzellen Thalwiesen auf der Stadtmarkung und zwar in steigender Ausdehnung. Einzelne Bewohner des Weissacher Thales haben Theil an dem fast ganz städtischen Streitweilerwalde.

Die Markung der politischen Gemeinde Murrhardt ist die größte im Oberamtsbezirk und besteht aus der Stadt und 35 Parzellen, von denen 9 zur Stadt selbst gehören, während die übrigen Parzellen meistens für sich je eine eigene Markung bilden. Die Gesamtmarkung besteht aus einem großen Theil des Murrhardter Waldes, ist mit Ausnahme der Thalebene und einiger nur wenig ausgedehnter Hochflächen durchaus sehr bergig und von tiefen Thälern und Schluchten vielfältig durchzogen.

Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, theilweise unergiebig und besteht im Murrthal aus sandigen Alluvionen, die von Thon und Lehm unterlagert werden und ein vortreffliches Futter erzeugen; auf den Anhöhen und an den oberen Theilen der Thalabhänge erscheinen die mageren, nicht tiefgründigen, steinigen Zersetzungen des weißen Stubensandsteins, und an den unteren Theilen der Gehänge die thonigen Zersetzungen des Keupermergels.

Das Klima gehört gerade nicht zu den rauhen, im Murrthal ist es sogar mild, jedoch sind kühle Nächte auch den Sommer über nicht selten und schädliche Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel, stellen sich im Thale häufiger ein als auf den Höhen. Die Richtung des

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)