des „Heiligen“ und beträgt 22.000 fl. an Kapitalien, deren Zinsen bis jetzt größtentheils zur Unterhaltung der Walderichskirche, der Klosterkirche, des Gottesackers, zu Besoldungen der Kirchen- und Stiftungsdiener und zur Unterstützung der Armen verwandt worden.
Was nun die älteste Anlage der Stadt betrifft, so reicht diese nachweisbar bis in die Zeit, in der die Römer einen Theil von Württemberg, der zum römischen Zehentland (agri decumates) gehörte, inne hatten; sie haben uns zunächst der Stadt und ihrer Umgegend untrügliche Spuren von ihrem frühern Aufenthalt hinterlassen, und zwar stand auf der südöstlich an die Stadt grenzenden Flur „Burg“ eine namhafte römische Niederlassung, die noch ziemlich weit in das gegenwärtige Murrhardt hereinragte. Auf dieser sog. Bürg, die jetzt meist für Gemüsegärten benützt wird, stößt man nicht nur häufig auf Gebäudereste, sondern findet auch von Zeit zu Zeit römische Münzen und Bruchstücke römischer Gefässe, Ziegel etc.; auch entdeckte Kupferschmied Jäger daselbst eine römische Wasserleitung und grub viele irdene Deuchel von derselben aus. Eine Fortsetzung dieser Wasserleitung fand man auf der an die Burg grenzenden Kochswiese. Auch in dem südöstlichen Theil der Stadt, welcher zunächst an die Burg sich anlehnt, entdeckte man schon öfters römische Überreste, z. B. unter dem Hause des Schuhmachers Spengler römische Ziegel, Backsteine, einen mit Thonplatten belegten Fußboden, Bruchstücke römischer Gefässe, worunter mehrere von Siegelerde; unter der Wohnung des Glasermeisters Vogel einen Estrichboden, Fragmente römischer Gefässe etc.; neben dieser Wohnung unter dem Hause des Hafnermeisters Rößle eine römische Wasserleitung; in der Hauptstraße bei dem mittlern Brunnen 6′ tief unter der Oberfläche ein altes Straßenpflaster; unter der Wohnung des Maurermeisters Kübler bei Grabung eines Kellers Bruchstücke römischer Gefässe von Siegelerde und eine römische Münze; bei dem Hause des Bäckermeisters Horn eine Bronzemünze von Hadrian; bei der Wohnung des Metzgermeisters Maier eine silberne Münze von Antoninus Pius; bei Grabung eines Bierkellers von Kronenwirth Horn eine Bronzemünze von Hadrian; in der Gasse, welche von der Hauptstraße gegen die obere Mühle führt, bei Anlegung eines Kanals, ein Gewicht zu einer römischen Schnellwage, einen mit Epheukranz gezierten weiblichen Kopf vorstellend, u. s. w.
Auch außerhalb der Stadt finden sich noch einige Punkte, auf denen römische Gebäude gestanden haben, wie auf dem 1/4 Stunde nördlich von Murrhardt am Einfluß des Trauzenbachs in den Siegelsbach gelegenen Steinmäuerle wo man noch entschiedene Spuren von römischem Mauerwerk findet. Auf einem kleinen Hügel einige 100 Schritte südlich von der Stadt wurde ein römischer Estrichboden aufgedeckt.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)