Seite:OABacknang.djvu/255

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daß er Kinder bekommen sollte, noch ein größeres Deputat zugesagt. Allein er entsprach des Herzogs Erwartungen nicht, wurde später auf dessen Befehl nach Neuffen in Haft gebracht, einem strengen Verhör unterworfen und den 22. September 1574 „von wegen Nit-Versehung der Kirche mit Predigen und unterlassener Inspection über die Schule, auch ungetreuer Haushaltung halber“ von der Amtei entsetzt, erhielt jedoch als jährliches Leibgeding 80 fl. Geld, 2 Scheffel Roggen, 20 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Haber, 2 Eimer Wein und 120 Büschel Stroh. Vielleicht war er auch in die Sache seines Vaters etwas verwickelt, welcher wegen verschiedener Untreue, insbesondere einer Restsetzung im Betrage von 7000 fl., die er sich in seinem Amt als Vogt gegen die Herrschaft zu Schulden kommen ließ, i. J. 1575 hingerichtet wurde. Übrigens nahm Herzog Christoph durch dieses erste Beispiel eines evangelischen Abtes etwas eingeschüchtert, längere Zeit keine Ernennung eines solchen mehr vor.

Zu Hofseß Zeiten wurde hier eine Klosterschule eingerichtet, aber nur ein Lehrer dabei angestellt; i. J. 1594 wurde sie wieder aufgehoben und die 9 noch vorhandenen Klosterschüler nach Blaubeuren versetzt (Binder, Kirchen- und Lehrämter 1, 93).

Die evangelischen Äbte des Klosters waren wie die anderen Äbte des Landes Landstände, eine Generalsuperintendenz wurde mit der Abtei nicht verbunden, dagegen war der Abt für die Regel erster Ortsgeistlicher (s. ob. S. 245). Nach einer Verordnung vom 8. Juni 1594 betrug seine Besoldung neben einigen sonstigen Nutzungen insbesondere: an Geld 220 fl., 4 Sch. Roggen, 40 Sch. Dinkel, 10 Sch. Haber, 1 Sch. Erbis, 1 Sch. Gerste, 9 Eimer Wein, 30 Klafter Holz (Rothes Buch).

Im 30jährigen Kriege wurde das Kloster in Folge des bekannten Restitutionsediktes vom 26. April (6. Mai n. St) 1629, den 13. September 1630 von den kaiserlichen Kommissären in Besitz genommen (v. Martens 303), die congregatio Sueviae bestimmte Zwiefalter Mönche für dasselbe, allein der Bischof von Würzburg widersetzte sich dem und schickte Mönche aus seiner Diöcese, drang auch durch, so daß die Zwiefalter nach Gottesau abzogen (Sulger Ann. Zwifalt. 2, 232). Zunächst wurde Phil. Heinr. von Stuben Administrator. Den 15./25. Oktober wurde der evangelische Abt Leipzig durch den Backnanger Vogt mit den Kirchen- und Schuldienern wieder zurückgeführt und ihm die Walderichskirche eingeräumt, die Unterthanen wurden bei Strafvermeidung ermahnt, sich wieder bei der evangelischen Predigt einzustellen, wogegen der Administrator protestirte, allein in der Folge doch mit seinen Ordensleuten das Kloster räumte, so daß sich Herzog Administrator Julius Friedrich von Württemberg den 12. Januar 1632 wieder in dessen Besitz setzte (St.-A.). Allein in Folge der Schlacht von Nördlingen und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)