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herrührt. Es muss auffallen, dass von Schwarzenbach selbst bei der grösseren Anzahl der Gampsonyx immer nur in kleinerer Form sich darstellt, und dass sich darunter keine Exemplare von der Grösse vorfinden, die er zu Lebach erreicht. Zur Errichtung einer eigenen Species liegt indess noch kein Grund vor. Es müsste zuvor festgesetzt werden, wie weit bei diesen Thieren die Abweichungen gehen, welche durch die verschiedenen Alterszustände bedingt werden, was bei der Undeutlichkeit der kleineren Exemplare kaum möglich ist.

Nach dieser Darlegung ergiebt sich für den Gampsonyx Folgendes. Kopf und Brust sind nicht, wie in den Decapoden, zu einem gemeinschaftlichen Schilde vereinigt. Es besteht vielmehr ein getrennter Kopf, von dem an bis zu Ende der Körper gegliedert sich darstellt. Beides erinnert an die Isopoden und Amphipoden. Die Zahl der Glieder oder Ringe beläuft sich mit dem Endglied auf 15, und ist daher nicht grösser, als in den lebenden Crustaceen. Die Beschaffenheit der Ringe erinnert zunächst an die Amphipoden, mit denen überhaupt mehr Aehnlichkeit als mit den Isopoden besteht. Die anhängenden Organe zeigen die wenigste Aehnlichkeit mit den Isopoden, sind aber dafür um so ähnlicher den Decapoden, namentlich den Macrouren. Ein längeres hinteres Endglied mit einem Flossenpaar zu beiden Seiten findet sich auch bei den Amphipoden und Isopoden vor, doch gleichen die Flossen mehr denen der Macrouren, scheinen aber nicht, wie in diesen und den Stomatopoden, dem vorletzten, sondern dem letzten Glied anzuhängen, worin sie wieder an die Amphipoden erinnern, deren Flossen, wie angegeben wird, zu beiden Seiten des hinteren Endes des Körpers sich vorfinden. Die Organe, die am Kopfe hängen, sowie die Füsse, kommen auch mehr auf die Decapoden heraus, und die besonderen Anhängsel an der Wurzel der Füsse finden sich bei den Garneelen. Die Augen werden ebenfalls, wie in den Decapoden und Stomatopoden, beweglich, doch kurz gestielt, wie in den Macrouren, und daher überhaupt nicht, wie in den Amphipoden oder verwandten Familien, in denen sie festsitzen und unbeweglich sind, beschaffen gewesen seyn. Die bewegliche Schuppe an der äusseren Antenne steht weder den Amphipoden noch den Isopoden zu, wohl aber den Macrouren; auch kommt sie bei den Stomatopoden vor, namentlich bei Squilla, mit der auch wohl noch einige Aehnlichkeit[1] in der Beschaffenheit der äusseren Schwanzflosse und der dünneren Füsse gefunden werden könnte.

Es ist sonach der Gampsonyx eine eigene Erscheinung in der Crustaceen-Welt. Er ist die früheste Form von Malacostraceen, die sich, soweit sie sich bis jetzt beurtheilen lässt, darstellt als ein Amphipode mit Charakteren der Decapoden, insbesondere der Macrouren. Die eigentlichen Decapoden sind nicht früher als in dem der Triasperiode angehörigen bunten Sandstein bekannt (H. v. Meyer, neue Gattungen fossiler Krebse, S. 1), wo sie als Macrouren auftreten, während die Brachyuren, sowie alle übrige Malacostraceen, erst weit später sich nachweisen lassen. Die Vereinigung von Charakteren, welche getrennt verschiedene Ordnungen oder Familien bezeichnen, in einer vorweltlichen Gattung, wie wir sie hier sehen, besitzt nur für ein Crustacee etwas Auffallendes; für die fossilen Wirbelthiere, namentlich die Saurier, sind solche Combinationen, zu denen selbst Klassencharaktere hinzutreten können, hinlänglich nachgewiesen (H. V. Meyer, über die Reptilien und Säugethiere der verschiedenen Zeiten der Erde. Zwei Reden. S. 135). Gleichwohl ist es wichtig, die Wahrheit dieser Erscheinung in der Typik der Geschöpfe durch die Zusammensetzung des Gampsonyx nunmehr auch von Seiten der Crustaceen bestätigt zu erhalten. Es

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Anhnlich-
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Dunker, Hermann von Meyer (Hrsg.): Palaeontographica. 4. Band. Theodor Fischer, Kassel 1856, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palaeontographica_04.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)