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vorgeschrieben, an freien Plätzen und in den breitesten Gassen 15,91 m, in den mittleren Gassen 14,96 m, in schmalen und kleinen Gassen 13,29 m und zwar einschließlich des Daches „nach proportionierlicher Einteilung der Stockwerke“. Damit das Straßenbild möglichst gleichförmig werde, sollten Höhenunterschiede in den Straßen möglichst in den untersten Geschossen ausgeglichen werden, die Firste aber sollten eine Linie bilden, deshalb sollte die hintere Seite des Daches je nach der Tiefe des Grundstücks steiler oder flacher gehalten werden. Die Schauseiten endlich sollten gleich durchgängig symmetrisch gebildet werden, daher wurden die Erker schlechtweg verboten, weil sie „ohne dem die Gebäude beschweren und baufällig machen, auch den Nachbarn hinderlich sind“.

Man erkennt in allen diesen Bestimmungen leicht die Anschauungen der italienischen Renaissance wieder. Wetteiferten doch schon im 15. Jahrhundert die wichtigeren Städte Italiens, ihre engen und krummen Straßen breit und gerade zu machen, weil man die Gradlinigkeit als eine wesentliche Eigenschaft der Schönheit im Städtebild anzusehen sich gewöhnte. Eben daher kam die Anschauung, daß ein monumentales Bauwerk in der Achse einer Hauptstraße liegen und den Blick beherrschen müsse, so weit schauen könne. Wir denken an die Peterskirche in Rom, an den Tuilerienpalast und an den Triumphbogen am Sternplatz in Paris mit ihren mächtigen Fernsichten.

Noch heute bestimmt die Bauordnung Augusts des Starken das Gepräge des Kerns der Neustadt, mag auch am Neustädter Markt noch leise der einstige slavische Rundling anklingen, das Wesentliche und Bestimmende sind die beiden breiten Straßen die Königstraße und die Hauptstraße mit der Achsenrichtung auf das Japanische Palais und das Blockhaus. Die Unterordnung der Höhe der übrigen Gebäude unter das Japanische Palais ist erst im letzten Jahrzehnt durch staatliche Neubauten durchbrochen worden.

Außer dem Japanischen Palais und dem Blockhaus ließ August der Starke auch noch an der Hauptstraße die (erst in unseren Tagen wieder abgebrochenen) Kasernen (1732) erbauen und im Graf Wackerbarthschen Palais, das er selbst zu bauen begonnen hatte, auf des Grafen Vorschlag die Ritterakademie (Kadettenanstalt) einrichten; von der Akademie nach der Kirche aber entstand

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/119&oldid=- (Version vom 14.9.2022)