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Adler mit der Krone trug. Wenn die Laternen brannten, wurde, wie es in den zeitgenössischen Berichten heißt, die Nacht in Tag verwandelt, und „viele Meilen weit“ konnte man nächtlich ihre Strahlen sehen. So war aus einem Bestandteil der Befestigungen Dresdens ein wesentliches Stück ihrer architektonischen Schönheit geworden.

Es ist bemerkenswert, daß bald nach dem Umbau der Brücke der Plan auftauchte, die Brücke „zu einem Heldenplane“ umzugestalten, d. h. sie in der Art der heutigen Berliner Siegesallee durch Standbilder der wettinischen Mark- und Landgrafen, Herzöge und Kurfürsten von Heinrich dem Erlauchten an bis auf König August den Starken zu zieren. Denn die Bewunderung für den Neuerbauer der Brücke war groß. Gedächtnismünzen mit seinem Bilde wurden geprägt, er wurde als Pontifex Maximus, ja als Salomo und mit allerlei anderen poetischen Wendungen gepriesen.

Bis zum letzten Tage empfanden wir die wundervolle Schönheit dieser Brücke genau so wie zu den Tagen ihres Erbauers. Die wuchtigen, dicht gedrängten Pfeiler und die sich überschneidenden engen Bogen gaben ein unvergleichliches Bild von Kraft und Festigkeit; ihre Pfeiler stromab spitz, stromauf abgerundet glichen Pontons, die geschickt den Strom durchschnitten, und die Brücke als Ganzes der steinernen Verewigung einer hölzernen Schiffbrücke. Pöppelmann, der sowohl den Zwinger wie diese Brücke erbaute, hat hiermit erstaunliche Beweise einer genialen Künstlerschaft gegeben. Wirkt er dort durch großartige Steigerung und durch eine geradezu berauschende Fülle von plastischem Schmuck in Verbindung mit seiner Architektur, so wußte er bei der Brücke mit den einfachsten Mitteln nicht minder bedeutend zu wirken. Nur das Notwendigste war vorhanden: Pfeiler und Bogen, alles was sonst zu Pöppelmanns Zeiten als Eleganz erschien, war für uns abgegriffen, aber die Schönheit der Verhältnisse hat sich als dauernd wirksam erwiesen.

DIE FRAUENKIRCHE. Neben der Augustusbrücke steht als unvergängliches Denkmal des augusteischen Zeitalters in Dresden die neue Frauenkirche. Die alte Kirche war im Laufe der Jahre so baufällig geworden, daß nur völlige Abtragung der Gefahr des Einsturzes vorbeugen konnte. Im Jahre 1722 wurde der Neubau beschlossen; mit dem Entwurf und dem Bau betraute der Rat seinen Zimmermeister

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/137&oldid=- (Version vom 2.2.2023)