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Plan ein. Wollen wir aber annehmen, daß Bähr dem Rate in der Tat seine Absicht bis zu jenem denkwürdigen Tage völlig verheimlicht habe, so müssen wir den Beschluß des Rates, mit seinem Architekten zu gehen und sich seinen hochfliegenden Ideen rückhaltlos anzuschließen, um so höher anschlagen. Das war einmal ein bürgerliches Kollegium, das großen künstlerischen Ideen zugänglich war. Und dabei fehlte es doch fortwährend an Mitteln für den Bau, der Rat mußte auf immer neue außergewöhnliche Hilfsquellen sinnen, nur mit der äußersten Not konnten bis 1732 die nötigsten Gelder beschafft werden.

Auch der König August der Starke, der lebhaften Anteil an dem Bau nahm und sogar seine Hauptwache opfern wollte, damit die Kirche auf dem freien Platz mächtiger wirke, vermochte außer einer Summe von 3000 Talern nichts weiter zu geben. Er starb vier Wochen nachdem der Rat am 3. Januar 1733 den trübseligen Beschluß gefaßt hatte, den weiteren Bau der Kuppel einzustellen und nur das Innere auszubauen. Da fand sein Sohn und Nachfolger August III. Mittel und Wege, um den Weiterbau zu ermöglichen. Er befahl, die 28 000 Taler, die für die Salzburger Emigranten gesammelt worden waren, dem Bauschatz der Frauenkirche zu überweisen, weil ja diese Unglücklichen inzwischen genügende Hilfe gefunden hätten. Diesem Beschlusse ist es zu danken, daß die Frauenkirche schließlich in Bährs Sinne vollendet werden konnte.

Die Geldnot aber war nicht die einzige Widerwärtigkeit, mit der Bähr bei seinem Werke zu kämpfen hatte. Immer von neuem versuchten Mißgunst und Unverständnis neidischer Gegner seinen Plan zu Fall zu bringen. Mehr als einmal versuchte der Landbaumeister Knöffel den Bau in seine Hände zu bekommen; er und andere sprachen dem Bährschen Bau die Festigkeit ab, sogar Fehre ließ ihn wiederholt im Stich, Bähr aber verteidigte im Bewußtsein der Ehrlichkeit und Richtigkeit seines künstlerischen Wollens seine steinerne Kuppel gegen alle Anfeindungen mit zäher Hartnäckigkeit und nie wankendem Mute und baute ohne Zaudern an seiner steinernen Kuppel weiter. Der Rat stellte sich trotz einiger Schwankungen immer wieder auf die Seite seines Ratszimmermeisters, und so war wenigstens der Kuppelbau vollendet, als Georg Bähr am 16. März 1738 im Alter von 72 Jahren an Stickfluß und Verzehrung starb. Daß er sich aus Ärger über die Ränke seiner

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/140&oldid=- (Version vom 3.2.2023)