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die Wände; reiche Ornamentik in Gold umgibt die Hohlkehle, im Deckengewölbe wird die blumenbekränzte Aurora verherrlicht, wie sie Apoll auf seinem Wege am Himmel voranschreitet. Das große freistehende Paradebett weist deutlich darauf hin, daß August der Starke hier die höfische Sitte Ludwigs XIV. nachahmte, der sogar das Aufstehen und das Zubettgehen zu einer etikettemäßigen Feierlichkeit im Kreise seiner Höflinge ausgestaltete. Sonst war ja August der Starke durchaus ein Mann eigenen Wesens, aber in dem Triebe, auch intime Dinge der Öffentlichkeit preiszugeben und damit Aufsehen zu erregen, begegnete er sich mit dem französischen Sonnenkönig.

In den Räumen des Grünen Gewölbes fällt außer den schon geschilderten Elementen der Dekoration besonders die reiche Verwendung des Glases auf. So sind in dem prächtigen Kaminsaal Wände durchweg mit Glas bezogen und durch gläserne Pilaster gegliedert, in dem wundervollen Juwelenzimmer ist das Glas sogar mit leuchtendem Rot und Gold hinterlegt. Marmor, Bronze, Glas, Schmiedeeisen mit ihren mannigfaltigen Farben gehen hier in prächtiger Weise zusammen, und wenn nicht in allen Zimmern die Schönheit des Raumes und der Dekoration völlig zur Geltung kommt, so ist das nur die Folge der sehr gedrängten Aufstellung der zahlreichen Kunstwerke im Grünen Gewölbe.

Im allgemeinen herrscht in der Dekoration und in den prächtigen Holzkonsolen der Barockstil vor, doch ist auch die ältere Zeit noch vertreten, so das 16. Jahrhundert durch die Stuckdecke im Preziosensaal und durch die dicken Fruchtschnüre an den Graten des Kreuzgewölbes im Silberzimmer, auch finden wir hier schon die Spuren des sich anmeldenden Rokokostils in den geschnitzten und vergoldeten Verzierungen der Konsole.

Die Künstler, die für die neue Einrichtung dieser herrlichen Räume die Entwürfe lieferten, waren Pöppelmann und der Architekt Leplat, der 1698 als Ordonneur de cabinet angestellt wurde und dann vielfach als Dekorateur, auch beim Ankauf von Kunstwerken für August den Starken tätig war. Dagegen hat vielleicht Zacharias Longuelune den Entwurf zu der Einrichtung des Porzellanzimmers im dritten Obergeschoß des Schlosses geliefert. In diesem stehen ringsherum an den Wänden mehrere hundert der hervorragendsten Erzeugnisse der Meißner Porzellanmanufaktur ganz in der Art

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/148&oldid=- (Version vom 2.12.2022)