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beliebter Hofbrunnen, die in keinem vornehmen Hause mehr fehlen durften. Aber im Stil überragt er sie alle. Der Schöpfer dieses Werkes ist unbekannt.

Andere Dresdner Bildhauer jener Zeit sind Paul Heermann, der am Zwinger mitarbeitete, und Johann Christian Kirchner († 1732), der Schöpfer der Japanerhermen im Hofe des Japanischen Palais, auch der riesigen Japaner, die in der Vorhalle links und rechts das Gebälk tragen. Am Zwinger, auf dem Eliasfriedhof, im Naturtheater des Großen Garten, trifft man weitere Arbeiten von diesem selbständigen Meister, der über einen derben Humor verfügte und seine Gestalten in naturalistischer Auffassung breit und flott modellierte. August der Starke begnügte sich indessen nicht mit den Schöpfungen der Dresdner Bildhauer, er berief auch die Franzosen Francois Coudray und Jean Joseph Vinache nach Dresden, die freilich nicht viel Spuren in Dresden hinterlassen haben. Endlich aber ließ er auch in Italien wiederholt Bildwerke zum Schmuck seiner Gärten ankaufen. Ganz genaues hierüber wissen wir zwar nicht, doch zeigt uns Raymond Leplat in seinem großen dreibändigen Tafelwerk von 1733 Abbildungen von der endlosen Reihe von Bildwerken, die damals Dresden schmückten.

Die Reste jener Fülle von Plastik stehen als eine herrliche Zierde im Großen Garten, der erst unter August dem Starken für anderthalb Jahrhundert seine endgültige Gestalt erhielt. Vor allem ließ der König den Teil des Gartens um das Palais in französischem Stile Lenotres umgestalten, er ließ den großen Teich beim Palais ausgraben und das köstliche Naturtheater südlich der großen Hauptallee anlegen. Bildwerke wurden in verschwenderischer Fülle in dem ganzen Garten aufgestellt. Die zeitgenössischen Berichte erzählen von 1200, ja sogar 1500 Standbildern und Gruppen aus Marmor und Alabaster, die namentlich die Hauptallee erfüllten.

Von allen diesen Werken sind nur verhältnismäßig wenige erhalten, für unseren Geschmack völlig genug, um den Garten in angenehmer Weise zu beleben, einzelne Punkte kräftig zu betonen und wirksam hervorzuheben. Eine Masse von mehr als 1000 Bildwerken würde uns als eine geschmacklose Überfüllung und als eine Beeinträchtigung des gesuchten Naturgenusses erscheinen. Doch muß man sich gegenwärtig halten, daß der damals eben erst angelegte Garten ganz anders aussah als heutzutage. Von den prächtigen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/162&oldid=- (Version vom 16.2.2023)