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ließ, wie erwähnt, alle schon vorhandenen Gemälde im heutigen Johanneum unterbringen, er ernannte in seinem Premier Architecte Le Plat und in dem Geh. Kämmerer Steinhäuser die ersten Galerie-Inspektoren und auch er selbst sammelte und kaufte mit großem Eifer immer neue Gemälde schon von seinem Regierungsantritt an. Mehrere hundert Bilder kamen in den vier Jahrzehnten seiner Regierung nach Dresden, vor allem vlämische und holländische Kabinettsbilder, aber auch Werke von Italienern, besonders von zeitgenössischen Malern und einige französische Gemälde. David Teniers, Ph. Wouwerman, Dou, Mieris, Rubens, Jordaens, van Dyck, Rembrandt u. v. a. hielten damals ihren Einzug in die Dresdner Galerie. Auch das Wunderwerk der Venus von Giorgione wurde erworben. Le Plat erwarb im Jahre 1723 21 Bilder aus Prag, darunter die großartige Kopie nach Michelangelos Leda; 1725 kaufte er auf einmal 62 hauptsächlich italienische Bilder, darunter Palma Vecchios Heilige Familie, 1727 wieder 68 vornehmlich niederländische Bilder, darunter eine Reihe der schönsten Bilder der beiden de Heem, 1731 lieferte er 52 italienische und französische Bilder, unter ihnen die Venus mit dem Lautenspieler von Tizian und Guido Renis Venus mit Cupido.

Man sieht: die Vermehrung der Gemäldegalerie ging schon damals aus dem Großen, und die Galerie hatte schon unter August II. eine ansehnliche Bedeutung. Aber noch weit großartiger wurde das, als Graf Brühl – man muß wohl so sagen – die Leitung der Galerie und die Bildereinkäufe in die Hand nahm. Er bediente sich dabei vorzugsweise seines Privatsekretärs Carl Heinrich von Heinecken, der als einer der hervorragendsten Kunstgelehrten seiner Zeit zu gelten hat. Brühl schreibt ihm sogar ausdrücklich den Ruhm zu, die Galerie geschaffen zu haben; er weist ihm in einem Briefe aus Warschau vom 23. November 1748 die Beurteilung angebotener Gemälde mit den Worten zu: „... je les soumets à votre jugement, car la galérie est votre production et je n'en ay que l'honneur, mais à vous appartient la gloire.“ In wie großartigem Maße aber damals gesammelt worden war, ergibt sich aus dem Inventar von 1742: es verzeichnet in der eigentlichen Galerie im zweiten Obergeschoß des Stallgebäudes 1938 Gemälde, im ganzen belief sich aber die Zahl der vorhandenen Gemälde damals auf 4708 Stück, darunter 3110 Stück wertvolle und 159

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/174&oldid=- (Version vom 17.2.2023)